DER MEGATREND NEW WORK DEFINIERT

Lesezeit: 7 min.

Der Begriff New Work vereint die tiefgreifenden Veränderungen unserer Arbeitswelt. Er steht für eine neue Art, wie wir Arbeit verstehen und wie wir unsere Arbeit ausführen. Dieser Megatrend wurde durch die Digitalisierung ausgelöst. Der technologische Fortschritt ist sein Zündstoff und die Auswirkungen reichen bis in unser Denken und unsere Gesellschaft.

Für den Begründer der New Work Bewegung, Professor Frithjof Bergmann, ist die New Work, dass wir das  tun, was wir “wirklich, wirklich” wollen. 

In meiner Arbeit als Karrierecoach begegnete mir dieser Begriff häufig und hat mich neugierig gemacht, was exakt hinter diesem Buzzword steckt und welche Möglichkeiten es uns bietet. 

Es ist 2018, ich bin Feuer und Flamme und starte meine Untersuchungen, welche zu meinem Buch dem New Work Guide führen.


Der Megatrend New Work - global, umfassend, im Jetzt

New Work ist einer von 12 Megatrends, erfahre ich. Während meiner Recherche stoße ich auf das in Frankfurt am Main ansässige Zukunftsinstitut. Es zählt zu den wichtigsten Think Tanks der Trend- und Zukunftsforschung und wurde 1998 von Matthias Horx gegründet. Ich nehme Kontakt auf und vereinbare einen Termin für ein Interview mit dem Geschäftsführer Harry Gatterer.

MEGATREND

Megatrends sind Phänomene, die global zu beobachten sind und alle Bereiche der Gesellschaft betreffen. Sie weisen dabei eine vermeintliche Haltbarkeit von über 20-30 Jahren auf. Der Trend steht insbesondere für eine Entwicklung, die sich jetzt schon abzeichnet. 

Die tiefgreifenden Veränderungen unserer derzeitigen Arbeitswelt hin zur New Work (neuen Arbeit) vollziehen sich also gerade und betreffen uns als Gesellschaft im Ganzen.

Ausgerüstet mit Laptop und Stativ, mache ich mich auf den Weg in das Bahnhofsviertel von Frankfurt. Das Interview übertrage ich live, so stelle ich nicht nur meine Fragen, sondern auch die der Community. 

Mit einem freundlichen Lächeln öffnet Harry mir die Tür. Durch gläserne Wände sehe ich sein Büro. Die Mitarbeiter arbeiten im hinteren Bereich zusammen, in der Mitte der Räumlichkeiten befindet sich ein langer Tresen, an der Wand hängt ein großes buntes Bild. Hier führen wir das Interview. Zu Beginn erzählt er mir, dass es seine Neugierde war, die ihn zur Trendforschung brachte. Er will Systeme verstehen, nicht nur die Phänomene. Für ihn ist New Work ein großer Wandlungstreiber, der dabei nicht neu ist, sondern schon seit Jahrzehnten eine treibende Kraft hat.

Auf die Frage, ob Deutschland hinterherhinkt, antwortet er: “Wir müssen differenzieren.” Auf der Ebene der Ingenieurskunst, wenn es um pragmatische Entwicklungen für die Technologie geht, sind wir gut aufgestellt, aber ihm fehle der visionäre Blick und die emotionale Ebene dabei.

Harry hat einen durchaus positiven Blick auf die Zukunft. Er sieht keinen echten Grund, nicht optimistisch zu sein. “Positive Entwicklungen sind da, wir können klar belegen, dass es früher nicht besser war.” Dabei bezieht er sich auf das Buch Factfulness seines Kollegen und Freundes Hans Rosling. Aber alles um uns herum wird komplexer und wir können es noch nicht verstehen. Das macht uns Angst und verunsichert uns, und deshalb lehnen wir die Veränderungen erst einmal ab. Die vielen Eindrücke, die wir erhalten, sorgen dafür, dass sich unsere Sicht verengt und wir einen Tunnelblick entwickeln. Um das zu lösen und den Blick wieder zu weiten,  brauchen wir Reflektionsfähigkeit. Für Harry erhebt die Technologie den Zeigefinger und sagt uns: “Fangt an, euch selbst wahrzunehmen”.


Das vollständige Interview mit Harry Gatterer kannst du dir hier ansehen:

 
 

Der Begründer der New Work Bewegung

Bereits in den 70er Jahren prägte Frithjof Bergmann den Begriff New Work. Er gilt als der Erfinder des neuen Arbeitens. Ich entdeckte sein Konzept durch seinen berührenden Auftritt bei der Xing New Work Experience Konferenz

Der damals 88-Jährige sitzt im Rollstuhl. Er ist extra aus den USA angereist, um sein Konzept zu teilen. Entwickelt hat er dieses in den 70er Jahren in Flint (Michigan), als er für General Motors arbeitete und es dort aufgrund der Digitalisierung zu Massenentlassungen kam. Da die Digitalisierung nicht die ganze Arbeit abschaffte, sondern sie nur verkürzte, schlug er vor, die Hälfte der Arbeitszeit am Fließband zu erledigen und in der andere Hälfte der Arbeitszeit herauszufinden, was man wirklich, wirklich will. Diese Worte wiederholt er immer und immer wieder. 

New Work ist für Frithjof Bergmann, dass wir das  tun, was wir “wirklich, wirklich” wollen. 

Das schaffen wir, indem wir herausfinden, wo unsere Talente und Stärken liegen und wie diese mit der Arbeitswelt verknüpft und umgesetzt werden können. Dafür müssen wir verschiedene Arten von Arbeiten ausprobieren und es braucht viel Raum zum Experimentieren. 

Bergmann war seiner Zeit klar voraus. Alles, was er sagt, stößt in mir auf starke Resonanz, denn das ist genau die Arbeit, die ich in meinen Karriere-Coachings mache. 

Hier findest du das Video zu Frithjof Bergmanns Auftritt:

 
 




Professor Frithjof Bergmann (1930-2021) war Philosoph und Anthropologe, in Sachsen geboren und österreichischer-US-Amerikaner. Für mich war und ist er eine unfassbare Inspiration, der Urvater der New Work.

Bei New Work geht es nicht um Entwicklungen in der Zukunft. Vielmehr ist New Work ein bestehender Trend, der bereits gelebt wird und der sich in Zukunft noch weiter verstärkt. 

So international der Begriff auch klingt, außerhalb von Deutschland können nur wenige etwas mit New Work anfangen. Dort sind Begriffe wie “Future of Work” geläufiger.




Die Veränderungen durch die New Work sind weitreichend

Doch die begrifflichen Grenzen umfassen nicht die Auswirkungen, die dieser Megatrend mit sich bringt. Es ändert sich die Art, wie wir Arbeit verstehen und die Rolle, die wir der Arbeit in unserem Leben geben. Der Glaube, dass Arbeit hart sein muss, verändert sich allmählich. Wir wollen etwas aus Leidenschaft und mit Sinn machen, nicht nur für Geld. Dieser Wertewandel zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab und verstärkte sich vor allem mit dem Auftauchen der Generationen Y und Z. Unser Denken und unsere Gesellschaft verändern sich. Das sehe ich in meiner Arbeit als Karrierecoach ganz deutlich.  


 
 

KEINE AHNUNG, WIE DEIN TRAUMBeruf AUSSIEHT?

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Die Angst vor den Veränderungen ist groß

Im Jahr 1979 sang die britische New-Wave-Band The Buggles in ihrem Song „Video Killed The Radio Star“, eine satirische Abhandlung über die Angst vor technischen Neuerungen. Musikvideos machen das Radio überflüssig, befürchteten sie.  Was stattdessen passierte: Piraterie und Streaming-Dienste folgten. Schlussendlich war Youtube die Plattform, die die Musikvideosender übertrumpfte. Der Song läuft im Radio, während ich diese Zeilen schreibe. Ob das Ironie ist? „Video Killed The Radio Star...“

Die Angst vor Veränderungen und den technologischen Entwicklungen ist auch heute teils noch groß, denn wir können sie und ihre Folgen nur schwer greifen. Die Angst davor, dass zu viele Jobs durch die Technologie wegfallen und die offene Frage, wie wir dann genügend Geld verdienen sollen. 

Gleichzeitig bieten die smarten Technologien viel Potenzial, unsere Arbeit zu erleichtern und so Zeit zu gewinnen für die Dinge, die wir als wichtig empfinden und die für uns Sinn machen.

Aus diesem Grund widmet sich ein ganzes Kapitel des New Work Guides der Frage, warum uns Veränderungen so schwer fallen und wie wir sie meistern.



I have a dream

So formulierte es schon Martin Luther King. Ich träume von einer Welt, in der wir einer Tätigkeit nachgehen, die uns mit Sinn erfüllt, die uns Freude macht und uns stärkt und in der wir unser Potenzial ausleben. Ich träume von einer Welt, in der Zusammenarbeit und Kollaboration statt Ellenbogenmentalität gelebt wird. Ich träume von einer Welt, in der Unternehmen Persönlichkeiten statt Anforderungsprofile rekrutieren, die Stärken des Einzelnen geschätzt werden und Mitarbeiter in ihrer Persönlichkeit gefördert werden.




Es ist Zeit für einen Wandel in unserer Arbeitswelt

Die junge Generation hat verstanden, dass Arbeit nicht hart sein muss und hat diesen, oftmals von ihren Eltern geprägten Glaubenssatz, bestenfalls abgelegt. Diese Generation sucht nach einer erfüllenden Tätigkeit.

Es ist Zeit für ein Leben, in dem wir mit Spaß an die Arbeit gehen, welches sich frei und für uns passend anfühlt. Das spüre ich so massiv. Sich wie ein Zombie energielos durch die Arbeitswoche schleppen, abends mit letzter Kraft auf die Couch hieven, das ist nicht das Leben, was ich mir vorstelle! Deines auch nicht, oder?




DIE 4 GRUNDPRINZIPIEN DER NEW WORK AKA DEIN TRAUMBERUF

 

Die 4 Grundprinzipien der New Work

 

>> Du tust, was du liebst und dir leicht fällt (DEINE STÄRKEN)

>> Du tust etwas, das die Welt braucht und Mehrwert schafft (SINN)

>> Du arbeitest mit einem Team in einem Umfeld, das dir gut tut (UMFELD)

>> Du verdienst damit Geld und schaffst dir finanzielle Sicherheit (BEZAHLUNG).

ist das Zu viel verlangt?

Auf gar keinen Fall! Genau das hast du verdient. Doch der Traumberuf ist kein statischer Punkt, an dem wir, einmal erreicht, für immer verweilen. Unser Traumberuf wächst und entwickelt sich mit uns. Er ist vielmehr eine Reise. 

Auf dieser Reise stellen wir manchmal fest, dass unsere Unterkunft trotz der tollen Bewertungen nicht zu uns passt. Sie ist schön, aber nicht das richtige für uns. Dann dürfen wir weiter ziehen, zusammen mit neuen Learnings. Auf zum nächsten Abenteuer. 

Ist es für dich gerade an der Zeit, weiterzuziehen? Engt dich dein Job ein und fehlt dir der Raum für dich zum Wachsen? 

Dein Leben ist zu kurz, um es an einen eintönigen Beruf zu verschwenden. 

Vereinbare noch heute ein unverbindliches Erstgespräch mit mir und lass mich dir zeigen, wie ich dich unterstützen kann: Erstgespräch vereinbaren!



Handelt es sich bei New Work um eine stille Revolution?

Mein nächstes Ziel ist Marktheidenfeld, genauer gesagt das Kino dort. Das wohl kleinste Kino, in dem ich je war. Nach der einstündigen Fahrt, betrete ich eine winzige Passage. Ich bin skeptisch, ob ich hier richtig bin und hoffe inständig, dass ich mich nicht in das falsche Marktheidenfeld hab navigieren lassen. Aber tatsächlich verbirgt sich im Inneren ein winziges Kino.

Ich werde freundlich empfangen: “Sie sind die Frau aus Frankfurt? Ich habe Ihnen ihr Ticket zurückgelegt”. Ich statte mich mit dem Nötigsten aus - Popcorn, Nachos und Cola - und rein geht es, ich bin spät dran. In der ersten Reihe finde ich noch einen Platz. Es wird dunkel, hinter mir erzählt eine Frau ihrem Begleiter: “Es ist sogar extra jemand aus Frankfurt hier”. Ich dreh mich um und gebe mich zu erkennen. 

Der Film “Die stille Revolution” startet. Ich bin gespannt und vom ersten Moment an gefesselt. Im Dunklen versuche ich, mir Notizen zu machen. Der Film beschreibt laut dem Harvard Business Manager eine der beeindruckendsten Wandlungen der deutschen Management Geschichte. Es ist der Upstalsboom Weg, in dem Bodo Janssen, der Geschäftsführer von Upstalsboom, ein Anbieter von Hotels und Ferienwohnungen an der Nord- und Ostsee, radikal auf die niederschmetternden Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung reagierte. Ein anderer Chef sollte her, das wünschte sich die Belegschaft. Bodo Janssen begann umzudenken und entwickelte völlig neue Formen der Unternehmensführung. 

Nach dem Film frage ich mich, was es mit dem Titel auf sich hat. Passieren die Veränderungen der Unternehmenskultur im Verborgenen, so, dass es die breite Masse nicht mitbekommt? Die Antwort ist Ja. Der Wandel passiert schleichend und nicht für jeden sichtbar, aber er ist da.

Das zeigen uns neue Formen des Arbeitens,  wie sie Intraprenör, eine Berliner Unternehmensberatung, lebt. Sie sind die Gewinner des Xing New Work Awards 2018 in der Kategorie junge Unternehmen. Intraprenör hat es u.a. durch eine konsequente 4-Tage-Woche und ein achtwöchiges Sommer-Sabbatical geschafft, Erfolg nicht über maximalen Profit zu definieren, sondern über die maximale Flexibilität aller Mitarbeiter. So können die Mitarbeiter ihre Kreativität bestmöglich in die Unternehmenskultur und Projekte einbringen.


Doch die stille Revolution geht viel tiefer. 

Sie hat mit Stille zu tun. Die Stille, die wir bewusst zulassen, durch Meditation zum Beispiel. Sie zeigt, wie Achtsamkeit zum Unternehmenserfolg beiträgt. Der Geschäftsführer Bodo Janssen hat Meditation, dieses wunderbare Tool, in den Arbeitsalltag einfließen lassen und auf diesem Weg die Veränderungen in seinem Unternehmen aktiv hervorgerufen.

Ist die Covid-19 Pandemie Beschleuniger von New Work? 

Das Jahr 2020, eine Pandemie und die Folgen, die uns bis heute begleiten, führten zu massiven Veränderungen unserer Arbeitswelt. 

Oder fristet der einstige Heilsbringer einer neuen Generation sein Dasein aktuell zwischen Zoom-Calls, Homeoffice und leeren Büros? Diese Frage stellte Ali Mahlodji während dem Lockdown im Februar 2021. Andere fragen sich, ob unsere Arbeitswelt je wieder zu ihrem alten Zustand zurückkehrt.

Aus meiner Sicht wird die Arbeitswelt nicht zu ihrem alten Zustand zurückkehren und das sollte sie auch nicht. Allerdings verkörpert Homeoffice während einer globalen Pandemie, neben Homeschooling und der einhergehenden psychischen Belastung, unter der wir stehen, für mich auch nicht New Work. 


Die Weichen der Veränderung sind gestellt

“Plötzlich” kommen wir um die Digitalisierung nicht mehr herum. “Plötzlich” arbeiten sogar Mitarbeiter:innen einer Behörde von Zuhause aus. “Plötzlich” geht es auch ohne die vielen Geschäftsreisen. Es gibt Unternehmen, die diese Zeit als Chance nutzen, ihre Prozesse zu überdenken, die neue Konzepte für die Zusammenarbeit nutzen und neue Arbeitsmodelle einführen. Und es gibt jene Unternehmen, die zum Alten zurückkehren werden.

New Work bietet die Chance, dass wir unsere Arbeitswelt so gestalten, dass es uns gut geht, wir einem Beruf nachgehen, der uns erfüllt und das in einem Umfeld, welches für uns ist und nicht gegen uns. Und obendrauf sorgen wir dabei dafür, dass unsere Welt zukunftsfähig ist.


New Work ist der Wandel zu einer Arbeitswelt, in der wir erfüllt, gesund und zukunftsfähig arbeiten.


Das Jahr 2020 führte dazu, dass sich unsere Umwelt etwas erholen konnte. Doch wie lange hält dieser Effekt wohl an? Es liegt an uns, unser Konsumverhalten zu hinterfragen und die täglichen Entscheidungen, die wir treffen. 


Kann ein Buch die Welt verändern?

Ich wünschte es mir. Dass Worte und Wissen ausreichen. Doch dem ist nicht so. Allerdings können Worte inspirieren, Mut machen und zum Handeln bewegen. Mit diesem Buch veröffentliche ich mein Herzensprojekt. Es ist mein Beitrag dazu, die Arbeitswelt zu gestalten und so unsere Welt ein Stück besser zu machen.

Für eine zukunftsfähige Welt und all ihre Bewohner.

Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, den gesamten Erlös aus dem New Work Guide zu spenden. Den größten Hebel sehen ich und die Career Catalyst Community in der Förderung von Bildung und Frauen. Genauso wie die Unterstützung humanitärer Hilfe und Naturschutz. Mit einer Spendenaktion über betterplace unterstützen wir so gemeinsam verschiedene Projekte mit diesem Ziel.

Hier kannst du uns dabei unterstützen: Bring mich zum New Work Guide

Welche Fragen hast du noch zur New Work? Hinterlasse einfach einen Kommentar.

Du hast einen Beruf verdient, der wirklich zu dir passt.

Ich glaube an dich!

Deine Karolin



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